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Datum: 04.07.2023

Den Dreißigjährigen Krieg im Biet greifbar gemacht: Spannender Vortrag von Uta Volz im vollbesetzten Schwalbennest in Neuhausen

Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Schwalbennest im katholischen Gemeindezentrum Neuhausen beim Vortrag zum Thema „Das Gemmingische Gebiet während und nach dem Dreißigjährigen Krieg“. Die Historikerin und Kunst- und Kulturjournalistin Uta Volz referierte auf Einladung des Fördervereins St. Sebastian. Der Vortrag war Bestandteil des Enzkreis-Projektes „Sterben und Leben“, das Kreisarchivar Konstantin Huber zu Beginn vorstellte. Im Mittelpunkt steht dabei die Auswertung von weitgehend unbekannten Primärquellen staatlicher Archive sowie der Kirchenbücher als bevölkerungsgeschichtlichen Quellen.

Uta Volz erläuterte in ihrem reich mit zeitgenössischen Darstellungen, Karten und Übersichten bebilderten Vortrag die vielfältigen Ursachen und die komplexe Entwicklung des Krieges, um dann speziell die Situation im Biet zu beschreiben. Die Quellenlage zu Kriegshandlungen ist hier äußerst spärlich. Die Referentin hatte alles zusammengetragen, was sich in Publikationen wie Ortschroniken oder Kunstführern finden lässt und dies mit Auswertungen aus historischen Korrespondenzen und Gerichtsprotokollen in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv auf den Realitätsgehalt abgeglichen.
Wertvollste Originalzeugnisse sind die Aussagen des damals 87-jährigen Simon Sickinger aus Hamberg und des seinerzeit 80-jährigen Jacob Lauth aus Mühlhausen, die sich 1701 in einer Gerichtsverhandlung zu den schrecklichen Vorgängen während des Dreißigjährigen Krieges äußerten, den sie selbst als Zeitzeugen erlebt hatten. Obwohl höher und etwas abseits der Hauptverkehrswege gelegen, war auch das Biet von Plünderungen, Zerstörungen, Seuchen, Hunger, Flucht und damit von massivem Bevölkerungsrückgang betroffen.

Für die Zeit nach dem Krieg, für die Darstellung von Todeszahlen und Schäden, Wiederaufbau und Wiederbesiedlung griff Uta Volz auf Erhebungen des Kreisarchivs sowie auf eigene Forschungen in den Kirchenbüchern der Pfarrei Neuhausen zurück. Das 17. Jahrhundert in der Region wurde für das Publikum so greifbar und plastisch. Eine rege Frage- und Gesprächsrunde schloss sich an.
(enz)