Wildtierbeauftragte
Die Wildtierbeauftrage beantwortet Ihnen gerne Fragen zu den Wildtieren im Enzkreis. Aber auch im Falle eines Konfliktes zwischen Mensch und Tier, steht sie Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Die Aufgaben deR Wildtierbeauftragten
Wildunfall
Sie haben einen Wildunfall? Sichern Sie die Unfallstelle ab und rufen Sie die Polizei. Auch wenn das Tier vermeintlich gesund geflüchtet ist, verständigen Sie bitte umgehend die Polizei und markieren die Unfallstelle. Mit spezialisierten Nachsuchehunden können Jäger dann das verletzte Tier suchen und weiteres Tierleid vermeiden. Denn auch ein schwer verletztes Wildtier kann größere Strecken zurücklegen und mehrere Tage leiden.
Eine Wildunfallbescheinigung für Ihre Versicherung erhalten Sie ebenfalls vor Ort von der Polizei oder dem Jäger.
Die Reduzierung von Wildunfällen ist uns im Enzkreis sehr wichtig. Alle 90 Sekunden kommt es in Deutschland zu einem Wildunfall, was zu Personenschäden, großen Sachschäden und enormen Tierleid führt. Der Enzkreis ist als eine von zwei Modellregionen in Baden-Württemberg ausgewählt worden um wissenschaftlich von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) begleitet Maßnahmen zur Reduzierung von Wildunfällen zu testen. Die beste Möglichkeit zur Vermeidung von Wildunfällen liegt jedoch in der Hand des Autofahrers durch reduzierte Geschwindigkeit, Konzentration und angepasster Fahrweise.
Wildtiere im Siedlungsraum
Durch die stetige Erweiterung unserer Siedlungsflächen und die Zerschneidung des Lebensraumes unserer Wildtiere, nimmt der Mensch immer mehr den Lebensraum der Wildtiere ein. Dies kann schnell zu Konflikten führen.
Manche Wildtiere kommen mit diesen Veränderungen kaum bis gar nicht zurecht (Kulturflüchter), wie beispielsweise das Auerhuhn oder der Schwarzstorch. Andere Wildarten hingegen passen sich an die neuen Gegebenheiten an und profitieren u.U. sogar von stetiger Nahrungsverfügbarkeit (offener Kompost, frei verfügbares Katzenfutter) und guten Möglichkeiten für die Aufzucht von Jungtieren (Dachstuhl). Diese Wildarten nennt man Kulturfolger, Beispiele sind Steinmarder, Rotfuchs und Rehwild, aber auch Schwarzwild ist verstärkt in Siedlungsnähe anzutreffen. Bei vielen Menschen weicht die anfängliche Faszination spätestens dann der Abneigung, wenn der Fuchs im Hausgarten unterwegs ist und der Marder auf dem Dachboden sein Unwesen treibt.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollte präventiv gehandelt werden – zum Schutz der Menschen, aber auch der Wildtiere, deren Lebensraum sich mittlerweile auch auf die Städte und Dörfer ausdehnt.
Garten:
- Zaun: Eine der effektivsten Maßnahmen ist ein gut aufgestellter Gartenzaun, der z.B. das Eindringen von Rehwild in den Rosengarten verhindert.
- Fallobst: Sammeln Sie Fallobst auf und entsorgen Sie es z.B. in einem verschlossenen und waschbärsicheren Kompost.
- Kompost: Vermeiden Sie offenen Kompost. Viele Tierarten, wie Fuchs, Marder und Waschbär kommen ansonsten regelmäßig vorbei um sich kostenlos an den Speiseresten zu bedienen. Verschließen Sie den Kompost mit einem fest einrastenden Deckel (nur drauflegen reicht bei Waschbären nicht aus) oder einem Schloss.
- Schuppen: Verschließen Sie alle Schlupflöcher durch die Wildtiere eindringen können. Marder können sich bereits durch handtellergroße Löcher hindurchquetschen.
- Futterstellen: Vermeiden Sie offenstehendes Futter in ihrem Garten, wie z.B. Katzenfutter. Damit locken Sie Wildtiere nicht nur an, sondern sorgen auch für ihr dauerhaftes Bleiben. Bei Freigängerkatzen können Sie hingegen alternativ nur zu festen Uhrzeiten füttern und dabei in der Nähe bleiben.
- Bäume: Schneiden Sie die Äste von Bäumen zurück, die nah an ihr Haus heranragen. Marder und Waschbär nutzen diese gerne um auf ihr Dach zu klettern und nach geeigneten Einschlupflöchern zu suchen.
Haus:
- Regenfallrohre: Sogenannte Marderabwehrgürtel können kletterbegeisterten Wildtieren den Zugang aufs Dach erschweren. Aber auch rutschige Metallbleche oder Plexiglasscheiben am Übergang zwischen Fallrohr und Dach(-rinne) können den Klettererfolg verhindern.
- Dach: Verschließen Sie Löcher oder größere Spalten z.B. mit Lochblech oder anderem geeigneten Material. Prüfen Sie Ihr Dach regelmäßig auf verrutschte Ziegel oder andere Schäden und reparieren Sie diese schnell.
Wenn Sie Fragen oder Probleme mit Wildtieren im Siedlungsbereich haben, können Sie gerne die Wildtierbeauftragte des Enzkreises oder ihren zuständigen Stadtjäger anrufen.
Wildkatze
Die Europäische Wildkatze galt lange Zeit als ausgestorben. Nun kehrt sie zurück und erobert sich ihren Lebensraum zurück.
Falls Sie eine tote Katze mit Verdacht auf Europäische Wildkatze (Merkmale u.a. dicker Schwanz mit schwarzen Kringeln und schwarzer Schwanzspitze, Aalstrich auf dem Rücken) gefunden haben, melden Sie sich bitte bei der Wildtierbeauftragten (07231 308 1887 bzw. sofie.bloss@enzkreis.de) und senden möglichst direkt ein Foto zur ersten Beurteilung. Sollte sich der Verdacht bestärken, dass es sich um eine Europäische Wildkatze oder einen Hybrid handelt, werden weitere Untersuchungen eingeleitet.
Gerissene Nutz- oder Wildtiere
Nutztierriss mit Verdacht auf große Beutegreifer
Bei Verdacht eines Übergriffes auf Nutztiere durch große Beutegreifer gehen Sie (Tierhalter) bitte wie folgt vor:
Info an Wildtierbeauftragte Sofie Bloß (Tel.: 0172 7617624) oder FVA Freiburg (0761 4018274). Bei Gefahren (z.B. entlaufene Tiere) zusätzlich Polizei informieren.
Wenn Tiere verletzt sind informieren Sie parallel Ihren Tierarzt. Falls es dem Tierarzt möglich ist, soll er vor Behandlung noch einen Abstrich für die DNA-Untersuchung nehmen, jedoch ist das Tierwohl prioritär!
Lassen Sie tote Tiere bis zum Eintreffen der Wildtierbeauftragten unverändert liegen und decken sie den Kadaver möglichst mit einer Plane o.ä. ab. Sorgen Sie dafür, dass kein Hund an den Kadaver geht (um eine Verfälschung der Proben zu vermeiden). Lassen Sie den Zaun, wenn möglich, bis zur Schadensaufnahme unverändert.
Die Wildtierbeauftragte wird eine ausführliche Dokumentation der Situation vor Ort vornehmen und wenn nötig Abstriche nehmen. Dies erfolgt in Ihrem Beisein, sodass eine transparente Dokumentation erfolgen kann. In Absprache mit dem Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (zuständig für das Monitoring großer Beutegreifer in Baden-Württemberg) wird das weitere Vorgehen besprochen (z.B. Einschicken von DNA-Proben an das Senckenberg Institut oder die Untersuchung des Tierkörpers an der CVUA). Für eine größtmögliche Transparenz werden Sie bei jedem weiteren Schritt von der Wildtierbeauftragten oder der FVA informiert.
Wildtierriss mit Verdacht auf große Beutegreifer
Beim Auffinden eines toten Wildtieres mit Verdacht auf große Beutegreifer als Verursachen gehen Sie bitte wie folgt vor:
Info an Wildtierbeauftragte Sofie Bloß (Tel.: 0172 7617624) oder FVA Freiburg (0761 4018274).
Lassen Sie den Kadaver bis zum Eintreffen der Wildtierbeauftragten unverändert liegen und decken Sie ihn ggfs. mit einer Plane o.ä. ab. Sorgen Sie dafür, dass kein Hund an den Kadaver geht (um eine Verfälschung der Proben zu vermeiden).
Die Wildtierbeauftragte wird eine ausführliche Dokumentation der Situation vor Ort vornehmen und den Riss umfänglich untersuchen und wenn nötig Abstriche nehmen. Dies erfolgt möglichst im Beisein des zuständigen Jagdpächters, sodass eine transparente Dokumentation erfolgen kann. In Absprache mit dem Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (zuständig für das Monitoring großer Beutegreifer in Baden-Württemberg) wird das weitere Vorgehen besprochen (z.B. Einschicken von DNA-Proben an das Senckenberg Institut).
(Verletztes) Wildtier gefunden?
Verletzte oder verlassene Wildtiere rufen bei vielen Menschen das Bedürfnis aktiv zu helfen hervor. Jedoch muss unterschieden werden, ob das Wildtier wirklich auf Hilfe angewiesen ist oder die gut gemeinte Hilfe das Gegenteil bewirkt.
Gesunde, aber scheinbar verlassene Jungtiere von z.B. Feldhase oder Rehwild benötigen in aller Regel keine menschliche Hilfe, da die Jungtiere nur zum Säugen vom Muttertier aufgesucht werden. Fassen Sie deshalb diese Tiere nicht an und gehen Sie weiter, damit das Muttertier wieder ungestört zu seinem Jungtier kommen kann.
Bei Vögeln muss unterschieden werden, ob es sich um sogenannte Nestlinge oder Ästlinge handelt. Nestlinge sind un- oder wenig befiederte Jungvögel, die noch auf ihren Fersen sitzen und sich nicht selbstständig an einem Ast/Finger halten können. Wenn möglich setzen Sie den Nestling zurück in das Nest, aus dem er gefallen ist. Kann sich der Jungvogel hingegen bereits auf den Zehen halten und gut an einem Ast festhalten und ist vollständig befiedert, so handelt es sich um einen Ästling. Die Ästlingsphase ist die letzte Phase vor der Flugfähigkeit des Vogels. Die Tiere werden noch von den Elterntieren regelmäßig zum Füttern aufgesucht, befinden sich allerdings bereits außerhalb des Nests. Gesunde Ästlinge benötigen keine Hilfe des Menschen. Sollte sich der Jungvogel an einer gefährlichen Stelle befinden (Straße, Spazierweg), können Sie ihn an eine erhöhte Stelle in einem Baum/Busch setzen.
Wenn das gefundene Jungtier verletzt ist, können Sie bei der Wildtierhilfe Pforzheim (0151 29526881) anrufen. Sollte es sich um ein ausgewachsenes, schwer verletztes Wildtier handeln, rufen Sie bitte direkt beim Jäger, der zuständigen Gemeinde oder der Wildtierbeauftragten an.