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Ärztliche Sprechstunden und Impfsprechstunden vor Ort

Seit 2014 steigt die Anzahl der Asylsuchenden und die Anzahl der Flüchtlinge bundes- und landesweit. Insbesondere seit Mitte 2015 stellen die rasant ansteigenden Zahlen auch die Kommunen und Städte vor große Herausforderungen. Betroffene Akteure sind insbesondere die Unterbringungsbehörden der Kreise und der Städte, die betreuenden Sozialbehörden, die Ärzteschaft und die Vertreter des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Validierte Daten über die körperlichen und psychischen Erkrankungen der Asylsuchenden und der Flüchtlinge sind in Deutschland bislang nicht vorhanden. Auch findet eine systematische Erhebung des Impfstatus von Asylsuchenden in Deutschland bislang nicht statt. Eine valide Einschätzung der Empfänglichkeit für impfpräventable Erkrankungen ist somit derzeit in dieser Bevölkerungsgruppe nicht möglich.

Auf Grund von zusammengebrochenen Strukturen der Gesundheitsfürsorge in den Heimatländern ist auch im Hinblick von nicht behandelten Erkrankungen ein eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung in den Heimatsländern zu erwarten.

Sowohl in den Erstaufnahmeeinrichtungen als auch in Folge in den kommunalen und städtischen Unterkünften leben die Menschen über längere Zeit in sehr engen Verhältnissen, die eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Ausbrüche von Infektionserkrankungen in diesen Einrichtungen bedingen. Außerdem sind auf Grund der steigenden Personenzahlen zeitgerechte Terminierungen von Arztbesuchen unauskömmlich. Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund der Hausärztlichen und Allgemeinmedizinisch angespannten Lage der demographischen Entwicklung.

Dieser medizinische Engpass wurde auch auf kommunaler Ebene evident. Daher wurden zur Entlastung der einzelnen Arztpraxen und der oftmals als erste medizinische Ansprechpartner fungierenden Sozialarbeiter und Heimleiter gemeinsam mit der Kreisärzteschaft Ärztliche vor Ort-Sprechstunden in den größeren Asylunterkünften installiert: Seit September 2015 im Enzkreis und seit November in der Stadt Pforzheim (Impfsprechstunden im Enzkreis seit Oktober, in Pforzheim seit November). Großangelegte Impfaktionen wurden durchgeführt.

Seither wird sowohl eine kontinuierliche Dokumentation der Ärztlichen vor Ort-Sprechstunden als auch der Impfaktionen durchgeführt. Eine Auswertung und Evaluierung der erhobenen körperlichen Erkrankungen, vorhandener psychischer Erkrankungen, eine Dokumentation des vorhandenen Impfstatus und der in den Impfsprechstunden ausgeführten Impfungen wird seither durchgeführt. Eine Auswertung dieser Dokumentation ist in Auftrag gegeben.

Erste Erkenntnisse zeigen, dass die medizinische Versorgung der Asylsuchenden / Flüchtlinge gemeistert werden kann. Der pragmatische Ansatz und die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure entschärft die medizinisch prekäre Situation und führt zu weiteren sekundär notwendigen Eingliederungen in das bei uns bestehende Gesundheitssystem. Dem öffentlichen Gesundheitsdienst kommt hierbei eine entscheidende Funktion zu.