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Datum: 25.03.2024

»Es tut sich was - weil Frauen kämpfen«: Großer Andrang im Straubenhardter Feuerwehrhaus anlässlich des Internationalen Frauentages

Ungewöhnliche Veranstaltung an einem ungewöhnlichen Ort: Einen wahren Ansturm von Frauen jeden Alters erlebte das Feuerwehrhaus Straubenhardt am vergangenen Samstag. Gemeinsam mit der Gemeinde hatte die Gleichstellungsbeauftragte des Enzkreises, Kinga Golomb, anlässlich des Internationalen Frauentages zu einem Frauenfrühstück und einer Lesung mit Bestseller-Autorin Alexandra Zykunov in die Räume der Wehr eingeladen.

„Bleib wütend“ schrieb Zykunov in die Bücher der Frauen, die sie nach ihrer spannenden Lesung vor rund 100 Gästen um die Signierung ihres Buches gebeten hatten. Für sie sei Wut nämlich kein negatives Gefühl: „Sie ist eine gute Freundin, die mich antreibt in meinem unzerstörbaren Drang nach Veränderung. Sie ist ein Ventil.“ Worüber sie so wütend ist und wie sie diese Wut für sich nutzt, erklärte sie, während sie aus ihren Büchern „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“ und „Was wollt ihr denn noch alles“ las.

So machte sie unter anderem deutlich, welche Bedeutung unbezahlte Sorgearbeit für die Gesellschaft hat und welche Auswirkungen es hätte, wenn Frauen diese von heute auf morgen niederlegen würden - den Gästen im Saal war die Betroffenheit sichtlich anzumerken. Geschmunzelt wurde im Saal dagegen bei ihrer Frage, ob man einen Bürgermeister Franz oder einen Großonkel Günter fragen würde, ob er denn seine Kinder gar nicht vermisst, wenn er übers Wochenende allein verreist. Umkehrungen dieser Art machten den Gästen deutlich, wie fest Geschlechter-Stereotype immer noch in den Köpfen verankert sind – und dass viele Herausforderungen im Alltag, denen Frauen begegnen, strukturelle Ursachen haben und keine individuellen. Auch Bürgermeister Helge Viehweg, der sich sehr freute, dass der Frauentag in diesem Jahr in Straubenhardt begangen wird, bezeichnete die Impulse der Autorin als wichtige Denkanstöße.

Kinga Golomb nutzte schließlich die Gelegenheit, anlässlich des Frauentages auch auf die Errungenschaften zurückzublicken. Zum einen nannte sie die Verankerung der Gleichstellung im Grundgesetz vor 75 Jahren - inklusive des klaren Auftrags an den Staat von vor 30 Jahren, diese auch zu fördern. In neuerer Zeit sei zudem die Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten ein gutes Stück vorangekommen. Im vergangenen Jahr habe die Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes für trans-, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen große Erleichterungen gebracht. Und im Januar 2024 hat die Bundesregierung außerdem den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes beschlossen, das Schwangere wirksamer vor unzulässigen Belästigungen durch Abtreibungsgegnerinnen und -gegner schützen soll. Dieser Entwurf kann nun seinen Weg durch die nächsten politischen Instanzen nehmen.

„Es tut sich also was“, so Golomb zusammenfassend. „Aber warum tut sich was? Weil Frauen kämpfen und weil Frauen fordern.“ Auch sie selbst habe Forderungen: Nach einem noch besseren Schutz von Frauen vor Gewalt, nach gleicher Bezahlung, nach fairer Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern und nach mehr politischer Teilhabe für Frauen.

(enz)