Produktion und Handwerk: Landrat besucht zwei Betriebe in Wiernsheim
Im Zuge seiner regelmäßigen Firmenbesuche im Enzkreis war Landrat Bastian Rosenau zu Gast in Wiernsheim. Begleitet wurde er von Jochen Enke, Wirtschaftsförderer des Enzkreises, sowie von Bürgermeister Matthias Enz und den Gemeinderäten Harald Pflüger und Nico Gunzelmann. Großes Thema bei beiden besuchten Firmen: Transformation und Anpassung.
Das RTZ Rohr-Trenn-Zentrum, 1997 in Mühlacker gegründet und seit 2006 in Wiernsheim ansässig, ist mit seinen 42 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Teil der Kalibre-Boru-Gruppe. Der Großteil der Kunden kommt aus der Automobil-Branche - kein Wunder also, dass der Maschinenhersteller RTZ aktuell an der Transformation in die E-Mobilität arbeitet. Dabei, so erfuhr die Delegation, helfe der Verbund in der Kaibre-Gruppe, mit deren Unterstützung derzeit in Mexico eine Produktion aufgebaut werde.
Doch auch am Standort in Wiernsheim wird erweitert: „In direkter Nachbarschaft geht bald eine weitere Halle in Betrieb - damit sind wir für die Zukunft gut aufgestellt,“ freute sich René Merkle. Der Produktionsleiter berichtete stolz von der spanschonenden Trenntechnik, die RTZ selbst entwickelt hat und die der Firma heute ein Alleinstellungsmerkmal am Markt beschert. Jochen Enke versprach, den Kontakt zum regionalen Netzwerk TrafoNet sowie dem Hochforma-Cluster und dem Zentrum für Präzisionstechnik herzustellen: „Dort finden Sie Unterstützung bei der strategischen Ausrichtung auf dem Weg der Transformation“, so der Wirtschaftsförderer.
Personell sehe man sich für die Zukunft gut gerüstet, um die zusätzliche Produktions- und Lagerfläche auszulasten, wie die Personalchefin Aurora Merino berichtete: RTZ bildet Kaufleute ebenso aus wie Fachkräfte in der Lagerlogistik. Einige Beschäftigte würden regelmäßig im Schwesterbetrieb in der Türkei eingesetzt, um dort ihr Knowhow zu teilen und neue Erfahrungen zu sammeln. Überhaupt funktioniere die Personalentwicklung gut, so Merino augenzwinkernd: „René Merkle und ich haben 2005 bei RTZ angefangen - heute sind wir hier in Leitungspositionen tätig.“.
Adlerbräu Wiernsheim - ein Stück Tradition auf der Platte
Transformation ist für den Familienbetrieb Adlerbräu nicht Neues: Die Wiernsheimer Brauerei, 1865 erstmals urkundlich erwähnt, musste sich in der Vergangenheit mehrfach anpassen zuletzt während Corona. „Am jetzigen Haupt- und Produktionsstandort haben wir erfolgreich unser Geschäftsmodell geändert“, berichtete Inhaber Robert Volk. Noch während der Pandemie habe die Familie beschlossen, in eine Flaschenabfüllanlage zu investieren. „Eine mutige und richtige Entscheidung“, bescheinigte Conrad Volk, einer der beiden im Betrieb tätigen Söhne.
Sein Bruder Leopold Volk erklärte den Besuchern vor dem Braukessel aus dem Jahre 1890 das sensible Verfahren des Brauens - und den bürokratischen Aufwand, der hinter vielen Prozessen stecke. „Die Rückstände des Braumalzes, den Treber, konnten wir an Biogasanlagen liefern - das ist nicht mehr erlaubt, und auch die Weitergabe an Landwirtschaftsbetriebe ist mittlerweile kaum noch möglich.“
Nach dem Ende des Krieges 1945 war die Brauerei an den Standort der steinigen Bierkeller außerhalb des damaligen Ortskerns gezogen. In diesen Kellern lagert ein Teil des Bieres auch heute acht bis zehn Wochen. Das sei für die Qualität wichtig, so die Volks - trotz hoher Energiekosten. Allerdings mache man sich verstärkt Gedanken über Energieeffizienz. Hier sagte Jochen Enke zu, Kontakte herzustellen, damit Fördermöglichkeiten geprüft werden.
Um 1900, so schildert es Robert Volk, hätten die Kinder oft Bier zum Trinken bekommen, weil die Wasserqualität so schlecht war: „Davon sind wir heute natürlich weit entfernt, aber unser Sortiment ist groß.“ Neben dem fast schon üblichen alkoholfreien Bier, hellen und dunklen sowie schwereren und leichteren Sorten gibt es - benannt nach den Söhnen - auch ein „Leopils“ und einen „Conrator“. Der habe allerdings einen hohen Alkoholgehalt, was heute nicht mehr viel nachgefragt werde, meint Conrad Volk: „Da werden wir bald ein neues Produkt finden müssen, schmunzelt er - und sieht dabei so aus, als habe er schon eine Idee.