Forstamt zieht Bilanz: Das Beispiel Mühlacker zeigt die Herausforderungen bei der zu Ende gehenden Holzerntesaison
Die Holzerntesaison neigt sich dem Ende zu. „Holz wird am besten geschlagen, wenn die Bäume noch im „Winterschlaf“ sind. Denn um die kalte Jahreszeit schadlos zu überstehen, ziehen die Bäume im Herbst alle Stoffe aus den Blättern in Stamm und Wurzeln zurück und werfen ihre Blätter ab“, erklärt Andreas Roth, Leiter des Forstamtes beim Landratsamt Enzkreis.
Nasser Winter erschwert Holzeinschlag
Doch wenige Frosttage und viel Niederschlag haben die Holzernte in diesem Winter sehr erschwert. Die Böden waren kaum gefroren und daher bildeten sich durch den Einsatz von Forstfahrzeugen und -erntemaschinen, die die Stämme an die Waldwege transportieren, leider auch hin und wieder tiefe Fahrspuren, bedauert der Waldexperte. „Um diese zu minimieren, wurden die Forstarbeiten - wo immer möglich - bei schlechter Witterung unterbrochen“, betont Roth. Damit die Fahrzeuge den Waldboden nicht planlos befahren, sind sie nur auf sogenannten „Rückegassen“ unterwegs, die mindestens 40 Meter Abstand zueinander haben.
Aber auf trockene Zeiten oder Frost zu warten, ist nicht möglich, sagt Holger Nickel, Forstdezernent des Enzkreises: „Zum einen wird das hochwertigere Sägeholz durch das Herumliegen im Wald entwertet. Zum anderen brüten jetzt im Frühjahr die Vögel oder es sind längst Amphibien unterwegs.“ Für diese Tiere sind die mit Wasser gefüllten Fahrspuren jedoch auch hilfreich. „Wer beispielsweise im Mühlackerer Forst mit offenen Augen durch den Wald geht, kann feststellen, dass sich eine Amphibienart besonders darüber freut: die Gelbbauchunke. Sie ist auf die Besiedlung solcher kurzfristig entstehenden Gewässer sogar angewiesen“, weiß Mühlackers Revierförster Maximilian Rapp.
Mit Hilfe eines Forstschleppers, der voraussichtlich im Frühjahr 2025 geliefert wird, könne man in Mühlacker künftig Holz vermehrt in Eigenregie aus dem Wald befördern, kündigt Rapp an. Damit sei man bei der Holzernte noch flexibler und könne schonender auf die Witterung und empfindliche Waldböden Rücksicht nehmen. „Möglich gemacht hat dies der Gemeinderat von Mühlacker, der sich damit zum Erhalt des Waldes und zu seinen vielfältigen Ökosystemleistungen bekannt hat“, loben Nickel, Roth und Rapp die Entscheidung des Gremiums.
Tümpel helfen über Dürrephasen im Sommer
Doch nicht nur Forstarbeiten prägten insbesondere das letzte Halbjahr: Mehrere Tümpel wurden reaktiviert und weitere neue angelegt, insbesondere an Stellen, an denen sich schnell Wasser sammelt. „Diese Tümpel sollen in zukünftigen Trockenjahren lange genug Wasser halten, um den Tieren über Dürrephasen hinweg Wasser und Lebensraum bieten zu können“, hoffen die drei.
All diese Aufgaben der modernen Forstwirtschaft haben natürlich Auswirkungen auf das Personal und entsprechend hat sich im Forstteam der Stadt Mühlacker einiges getan: Im letzten Jahr bekam man Verstärkung durch einen Maschinenführer und einen Forstwirtschaftsmeister und sei nun eine hoch qualifizierte, einsatzfähige Mannschaft, berichtet Rapp. „Durch diese personelle Verstärkung sollen unter anderem Erholungseinrichtungen besser gepflegt und erhalten werden. Diese Verstärkung trägt auch insgesamt dem durch den Klimawandel gestiegenen Aufwand Rechnung und ermöglicht es, den Wald auf dem schwierigen Weg in eine trockenheiße Zukunft zu unterstützen“, so Nickel abschließend.