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Folge 14: Vom Baum zum Tafelobst

Was macht die Landwirtschaft im Enzkreis aus? Wer prägt unsere Kulturlandschaft und produziert unsere Nahrungsmittel vor Ort? Die Artikelserie „Farm-Fenster" beleuchtet Aspekte der hiesigen Landwirtschaft und ihre Bedeutung für die Menschen in der Region. Der vierzehnte Teil der Reihe widmet sich dem Obstbau am Beispiel eines Gemischtbetriebes mit einem Standbein im Apfelanbau.

Landwirt Michael Mauer, 30 Jahre, Master der Agrarwissenschaften, aus Iptingen, hat seine Obstanlage 2019 angelegt, um ein weiteres Standbein zu haben für den elterlichen Betrieb, den er in einigen Jahren übernehmen wird. Vorher wurde die Fläche als Acker genutzt. „Letztes Jahr, im zweiten Standjahr der Bäume, konnte ich zwei Kilogramm Äpfel pro Baum ernten. Dieses Jahr sind es schon sechs Kilogramm!“, freut er sich. Michael Mauer ist als Nebenerwerbslandwirt der einzige Erzeuger von Bio-Tafelobst im Enzkreis und bewirtschaftet 2,5 Hektar Kernobst auf über 400 Metern Höhe nach Bioland-Richtlinien.

Auch die Regionalmanagerin der Bio-Musterregion Enzkreis, Ursula Waters, freut sich riesig über die Entscheidung von Mauer, Bio-Tafelobst zu erzeugen, denn das hat es bisher im Enzkreis noch nicht gegeben. „Eines der wichtigsten Ziele der Bio-Musterregionen im Ländle ist es doch, den regionalen Bio-Anbau voranzubringen“, so Waters, „um auf diese Weise einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten“. Michael Mauer hat neben wenigen Birnenbäumen fast ausschließlich Apfelbäume gepflanzt. Bei den Birnen gab es dieses Jahr so gut wie keinen Ertrag“, bedauert der junge Landwirt. „Die Nachfrage wäre allerdings da.“

Sein Konzept sieht so aus: „Ich baue vier Sorten an, die alle schorfresistent sind. Das ist wichtig, denn schorfige Äpfel lassen sich nicht verkaufen“. Apfelschorf ist eine der häufigsten Krankheiten bei Äpfeln. Zum Pflanzenschutz setzt Mauer beispielsweise Kupfer, Netzschwefel und Schwefelkalkbrühe ein, also keine chemischen Mittel. Zwischen den Bäumen wird kein Herbizid, also ein sogenannter „Unkrautvernichter“, eingesetzt. Die Zwischenräume werden von Hand oder mit der Maschine gehackt, damit die „Beikräuter“ nicht zu groß und damit eine zu starke Konkurrenz für die Bäume werden. Gedüngt wird nur nach Beprobung des Bodens und nur bei Bedarf.

Ohne Bewässerung geht es auch in unseren Breiten nicht

„Die jungen Bäume in Bioqualität beziehe ich von einem Händler aus Meckenbeuren“, erzählt Mauer weiter. Aber ohne Bewässerung geht es nicht, gerade in so heißen Jahren wie 2022. Die Bewässerungsanlage wird von der nahegelegenen Hofstelle aus gesteuert. Dort wird auch das Regenwasser in der ehemaligen Güllegrube dafür gesammelt.

In seiner Anlage befindet sich eine eigene Wetterstation. Die hier gewonnenen Wetterdaten werden an eine Zentrale übermittelt. Gemeinsam mit den Daten weiterer Stationen als Grundlage werden Prognosen für den Witterungsverlauf errechnet und entsprechend Pflanzenschutzmaßnahmen in der Obstanlage geplant und durchgeführt. Der Obstbauer erläutert: „Direkt vor meinen Flächen befindet sich ein Hydrant. Von daher ist eine Frostberegnung denkbar. Sie wird in kalten Nächten eingesetzt, um Erfrierungen und damit Ertragsverluste zu vermeiden. Zwar bildet sich eine Eisschicht auf den Blüten, aber die Temperatur direkt an den Pflanzen sinkt nicht unter null Grad. Für das Wasser zur Frostberegnung wäre aber ein größeres Lagervolumen nötig.“ Bedingt jedoch durch die Höhenlage werden die Pflanzen laut Michael Mauer gut durchlüftet. Das erlaube eine schnelle Trocknung nach Niederschlägen und fördere die Gesundheit der Pflanzen.

Nach der Ernte werden die Äpfel in Großkisten in einem Kühllager eingelagert. Wichtige Abnehmer sind die Anbieter von Abo-Kisten, Bio-Hofläden, Regionalmärkte sowie der Lebensmitteleinzelhandel. Verkauft werden zu einem guten Teil Neun-Kilogramm-Gebinde als Mehrweg-Pfandkiste. Den Transport übernimmt Mauer selbst. Eine weitere Möglichkeit sind Bestellungen von Kindergärten und Schulen. Darüber hinaus befindet sich ein „24-Stunden-Verkaufshäusle“ mit Produkten des elterlichen und des eigenen Betriebes innerorts am Wohnhaus, direkt neben einem Spielplatz und einem Eisautomaten. Das Eis stammt von einer Bioland-Eis-Manufaktur am Bodensee. „Das Verkaufshäusle wird sehr gut angenommen, weil es zu jeder Tages- und Nachtzeit geöffnet ist. Insbesondere Berufstätige profitieren von dieser Einrichtung“, ist Mauer überzeugt.