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Masasi Town & District

Der Enzkreis unterhält seit 2011 eine Klimapartnerschaft mit dem Masasi Distrikt und der Stadt Masasi im Süden Tansanias in Kooperation mit der „Servicestelle Kommune in der Einen Welt“ (SKEW). Im Juli 2020 wurde diese in eine kommunale Partnerschaft überführt. Die Partnerschaftsurkunde ist im Sinne der Agenda 2030 formuliert.

Informationen zur Klimapartnerschaft finden Sie auf den Seiten der Stabsstelle Kliamschutz & Kreisentwicklung.

Lage

Der Masasi Distrikt liegt im Süden Tansanias an der Grenze zu Mosambique in der Region Mtwara. Die Stadt Masasi wird im Norden und Süden vom Distrikt umrahmt. Auf einer Fläche von rund 4.760 Quadratkilometern leben rund 365.000 Einwohner, davon rund 1/3 in der Stadt selbst. Insgesamt ist die Bebauungsstruktur in der Stadt sehr weitläufig mit flachen, meist eingeschossigen Gebäuden. In den letzten Jahren wurden die Hauptstraßen asphaltiert.

Masasi ist ein landwirtschaftlich geprägter Distrikt. Haupteinnahmequellen sind landwirtschaftliche Produkte, insbesondere Cashew-Kerne in sehr hoher Qualität: 29 Prozent der in der Region Mtwara angebauten Cashew-Kerne kommen von hier. Neben der Landwirtschaft gibt es Kleingewerbebetriebe. Insgesamt ist die Leistung der Landwirtschaft gering im Vergleich zur verfügbaren Agrarfläche. Knapp 50 Prozent der Fläche sind Waldgebiete und Naturreservate. Das durchschnittliche jährliche Einkommen der Einwohner liegt bei 720.000 Tansanischen Schillingen, was etwa 360 Euro entspricht. Über 90 Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land.

Zusammenarbeit mit den Enzkreis-Kliniken Mühlacker und mit Schulen in Pforzheim und im Enzkreis

Zwischen den Enzkreiskliniken Mühlacker und dem Mkomaindo Hospital in Masasi wurde dank des Einsatzes von Dr. Erhard Kirschbaum, ehemalischer Chefarzt der Chirurgie, eine Klinikpartnerschaft aufgebaut. Gemeinsam mit dem Partnerschaftsverein ist die Förderung der Gesundheitsversorgung ein Schwerpunkt der Partnerschaft. So konnten seit 2018 mit Unterstützung der Else-Kröner-Fresenius Stiftung und der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) Schulungen für das medizinische Personal durchgeführt werden. Außerdem wird durch den Partnerschaftsverein die Ausstattung des neuen OP-Traktes mitfinanziert.

Im Rahmen der Partnerschaft wurden vor allem vom Verein „Marafiki wa Masasi e.V.“ bereits mehrfach Schulen in der Stadt und im Distrikt mit Schulmaterialien, aber auch durch einzelne Bauten unterstützt. Unterrichtsmaterialien wie Bücher, Computer oder Laborutensilien für den Naturkundeunterricht sind in Tansania Mangelware. Oftmals haben die Lehrkräfte nicht mehr als Kreide und Tafel, um die bis zu 50 Schülerinnen und Schüler einer Klasse zu unterrichten.

Seit mehreren Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen dem Hilda-Gymnasium Pforzheim und der Ndwika secondary school im Masasi Distrikt. Bisher fanden zwei Schüleraustausche statt. 2019 konnte eine Schülerfirma des Hilda-Gymnasiums erstmals Chashew-Kerne nach Deutschland importieren.

Die Wilhelm-Ganzhorn Realschule in Straubenhardt und die Dr. Johannes-Faust Schule in Knittlingen haben im Rahmen von Schulfesten Geld für Partnerschulen in Masasi gesammelt und so die Ausstattung der Schulen verbessert.

Im Rahmen der kommunalen Partnerschaft soll das Thema „Bildung“ ein neuer Schwerpunkt werden.

Partnerschaftsvereine Marafiki wa Masasi – Enzkreis – Masasi / Tansania e.V.

Bereits 2012 wurde der Partnerschaftsverein „Marafiki wa Masasi e.V.“ von Aktiven der Agendagruppe Tansania gegründet. Neben der kommunalen Partnerschaft ist der Partnerschaftsverein gemeinsam mit dem Enzkreis aber auch mit eigenen Projekten aktiv.
Marafiki wa Masasi

Insbesondere die Förderung der medizinischen Fortbildung und Ausstattung des Mkomaindo Hospitals ist ein Schwerpunkt (siehe Klinikpartnerschaft). Außerdem werden einzelne Schulen sowie das erfolgreiche Volleyball-Team der Mkalapa secondary School regelmäßig gefördert.

Die umgesetzten Fördermaßnahmen in Masasi sind nur dank der regelmäßig stattfindenden Benefizkonzerte der Sinfonietta Mühlacker im Enzkreis und der Unterstützung durch den Lions Club Mühlacker sowie zahlreicher Einzelspender möglich.

10 Jahre nach dem ersten Kennenlernen: Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit Masasi

Kennengelernt haben sie sich im Frühjahr 2011, nur wenige Monate später pflegten sie schon intensive Kontakte, dieser Tage nun machen sie es offiziell: Der Enzkreis und das tansanische Masasi haben sich entschlossen, eine kommunale Partnerschaft einzugehen. Die Entscheidung dazu ist bereits 2020 gefallen; Corona-bedingt war eine persönliche Begegnung aber erst jetzt möglich.

Und so haben sechs Gäste aus Masasi - im Anschluss an eine deutsch-afrikanische Partnerschaftskonferenz in Dresden – Ende September den Enzkreis besucht. Diese Gelegenheit wurde zur Unterzeichnung der im Sinne der Agenda2030 formulierten Partnerschaftsurkunde genutzt. Im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes setzten Landrat Bastian Rosenau und die Vertreter von Masasi Stadt und Distrikt im Beisein von Mitgliedern des Kreistags und des Partnerschaftsvereins „Marafiki wa Masasi“ ihre Unterschriften unter die Urkunden, in denen sich beide Seiten für eine noch engere Zusammenarbeit aussprechen.

Im Rahmen ihres viertägigen Aufenthalts im Enzkreis informierten sich die tansanischen Gäste schwerpunktmäßig zu den Themen Bildung (Besuch des langjährigen Partners Hilda-Gymnasium Pforzheim), zur Wasserversorgung, zur Klinikpartnerschaft (Besuch der Enzkreis-Kliniken Mühlacker), zu Tourismus (Kloster Maulbronn, Schloss Neuenbürg), erneuerbaren Energien (Solarpark und Windpark Straubenhardt), zur Umweltbildung (Wald-Klima-Pfad) sowie zur Abfallwirtschaft (Deponie Hamberg und Recyclinghof in Maulbronn). „Ziel ist letztlich, das über die Jahre gemeinsam erarbeitete Handlungsprogramm inhaltlich weiterzuentwickeln“, fasst Angela Gewiese von der „Stabsstelle Klimaschutz und Kreisentwicklung“ zusammen, die die Kontakte nach Masasi koordiniert und im Ehrenamt Vorsitzende des Partnerschaftsvereins ist.

Der Distrikt liegt nach ihren Worten im Süden Tansanias, ist vergleichbar mit einem deutschen Landkreis, hat rund 350.000 Einwohner und ist mit einer Fläche von fast 4.000 Quadratkilometern etwa acht Mal so groß wie seine deutsche Partnerkommune. „Trotz mehr als 10.000 Kilometern Entfernung, häufig wechselnden Ansprechpartnern, einer aufwändigen Beantragung von Fördermitteln und jüngst noch Corona gelingt es dem Enzkreis bereits seit mehr als zehn Jahren, einen engen und fruchtbaren Austausch mit Masasi zu pflegen“, freuen sich Landrat Bastian Rosenau und Erste Landesbeamtin Dr. Hilde Neidhardt, zu deren Dezernat die Stabsstelle gehört.

„Der Schwerpunkt unserer Zusammenarbeit unter dem Dach einer sogenannten Klimapartnerschaft lag in den vergangenen Jahren auf der Verbesserung der Bildung, der Gesundheitsversorgung sowie dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien in Masasi“, so Neidhardt weiter. Doch nicht nur in der Partnerkommune sei in dieser Zeit viel passiert; auch der Enzkreis sei 2017 erstmals als Fairtrade-Landkreis zertifiziert worden, habe seine Leitlinie sowie die Beschaffungsrichtlinien angepasst und eine Nachhaltigkeitsstrategie im Sinne der Agenda2030 verabschiedet, an deren Umsetzung Tag für Tag gearbeitet werde.
Letztlich sei auf beiden Seiten der Entschluss gereift, die Beziehungen zu einer offiziellen kommunalen Partnerschaft weiterzuentwickeln. Und so sei schließlich bereits im Juli 2020 – Corona-bedingt auf digitalem Wege – die Partnerschaftsurkunde unterschrieben worden, nachdem der Kreistag des Enzkreises sowie die Parlamente auf tansanischer Seite grünes Licht gegeben hatten. Nach der Aufteilung des Masasi-Distriktes im Jahre 2012 besteht die Partnerschaft auch mit der bis dato zum Kreis gehörenden Stadt Masasi.

„Wir betrachten unsere Kontakte als Beispiel für moderne kommunale Entwicklungszusammenarbeit. Wir kooperieren auf Augenhöhe – und sind dankbar für die fachliche und finanzielle Unterstützung durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“, so der Kreischef abschließend. „Jedenfalls soll die Klimapartnerschaft mit Masasi auch in Zukunft ein wichtiges Puzzle-Teil im Rahmen der umfangreichen Agenda 2030-Aktivitäten des Enzkreises bilden.“

(enz)